Klaus Weißinger: Besitz und Genuss in Goethes Faust (Dissertation, 2015)
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Das 5. Kapitel ist extrem verkürzt, das Literaturverzeichnis bezieht sich hier nur auf die in den Zusammenfassungen erwähnte Literatur. Im Zweifel immer die Originalfassung verwenden.
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1 Einleitung
Die Dissertation untersucht, wie das Streben nach «Besitz» und «Genuss» zwei der stärksten Triebfedern des menschlichen Handelns in Goethes «Faust» darstellen. Diese Motive sind im Drama vielfältig und oft miteinander verknüpft, wodurch ein Spannungsfeld entsteht, das durch die Versuchungen des Bösen geformt wird. Dieses Wechselspiel macht das Drama überzeitlich und modern, wie aktuelle Beispiele zeigen, etwa die politische Karriere Silvio Berlusconis und die Art der medialen Berichterstattung über Prominente. Die Arbeit zielt nicht darauf ab, dem «Faust» eine vorgefertigte «Idee» überzustülpen, sondern versteht die Motivkomplexe als rote Fäden, die das gesamte Drama durchziehen. Obwohl die Forschung diese Motive oft nur beiläufig behandelt hat, sind sie für den Handlungsaufbau entscheidend. Ausnahmen bilden Dieter Borchmeyer und Albrecht Schöne, die den Zusammenhang von Gold und Sexualität hervorhoben. Die Arbeit berücksichtigt auch neuere Veröffentlichungen, die sich mit Aspekten der Geld-Thematik im «Faust» auseinandersetzen, wie Jens Weidmann, der Goethes Weitblick in Bezug auf die Papiergeldpolitik lobt.
Die Dissertation gliedert sich in drei Hauptteile: einen chronologisch-interpretierenden Durchgang durch «Faust I» und «Faust II», eine detaillierte Einzelanalyse der Motive und verwandter Begriffe sowie eine vergleichende Untersuchung der Motive im «Urfaust». Zeitgenössische Lexika werden herangezogen, um das Verständnis der Begriffe zu Goethes Zeiten zu beleuchten. Der Anhang listet alle relevanten Textstellen auf, um die Bedeutung des Doppelmotivs zu veranschaulichen.
Die Dissertation berücksichtigt Goethes Biographie, den historischen Kontext und damalige Wirtschaftstheorien, um die Interpretation zu untermauern.
2 Die Motivkomplexe Besitz und Genuss
Kapitel 2 beleuchtet die Motivkomplexe Besitz und Genuss als zentrale, oft miteinander verbundene Triebfedern in Goethes «Faust». Goethe selbst beschrieb Faust als einen Mann, der im Besitz höchsten Wissens und im Genuss der schönsten Güter keine Befriedigung findet und sich «nach allen Seiten hin sich wendend immer unglücklicher zurückkehrt» (Goethe, 1827).
Der Besitzkomplex umfasst dabei nicht nur materiellen Reichtum wie Gold und Geld, sondern auch geistigen Besitz, Grund und Boden sowie die Herrschaft über Menschen. Eng damit verbunden ist der Genusskomplex, der Gefühle wie Lust und Gier einschließt, die Handlungen auslösen und in der Befriedigung dieser Gefühle ihren Ausdruck finden. Die Dissertation bezeichnet diese als «Zentralmotive» oder «Leitmotive», die wie ein dichtes, symbolisches Gewebe die Handlung strukturieren.
Die Arbeit betont den prozessualen Charakter dieser Motive, die sich im Laufe des Dramas von Fausts anfänglicher Unzufriedenheit bis zu seiner vermeintlichen Erfüllung im zweiten Teil entwickeln. Fausts Charakter wird als eine Mischung aus den drei Idealen der Weimarer Klassik – das Wahre, das Schöne und das Gute – verstanden, denen Mephisto als negativer Gegenpart gegenübersteht, der diese Ideale ins Korrumpierte verkehrt.
3.1.1 «Was ich besitze» - Zueignung
Die «Zueignung» dient als Auftakt zu Goethes «Faust I» und führt den Motivkomplex von Besitz und Genuss ein. Im Gedicht nähert sich das lyrische Ich, das Goethe selbst widerspiegelt, den «schwankenden Gestalten» (V. 1) seiner Dichtung. Diese inneren Bilder sind für ihn ein geistiger «Schatz» und der «schönste Besitz» (Goethe 1823, S. 307). Der poetische Prozess verwandelt das Vergangene und Verschwundene in neue, lebendige «Wirklichkeiten».
Der zentrale Konflikt des Dramas wird vorweggenommen, da das lyrische Ich, ähnlich wie Faust, eine innere Zerrissenheit zwischen dem Irdischen und einem «stillen, ernsten Geisterreich» (V. 26) verspürt. Die letzte Strophe verdeutlicht diesen Zustand: «Was ich besitze, seh ich wie im Weiten, / Und was verschwand, wird mir zu Wirklichkeiten.» (V. 31-32). Dies kann als eine doppelte Zueignung verstanden werden: Der Dichter eignet sich sein Werk erneut zu, und gleichzeitig wird die Dichtung dem Dichter als eine neue Realität zugänglich. Der Besitz ist hier nicht materiell, sondern rein geistig – die Dichtung ist ein Schatz, den der Dichter weiterschenkt, um seine Werke zu vervollständigen.
3.1.2 «Die Menge an der Kasse» - Vorspiel auf dem Theater
Das «Vorspiel auf dem Theater» stellt drei Figuren vor, die verschiedene Aspekte von Fausts Wesen vorwegnehmen. Der Direktor repräsentiert den «Homo oeconomicus» und ist nur an vollen Kassen und publikumswirksamen Stücken interessiert. Sein Denken, das sich um wirtschaftlichen Erfolg dreht, spiegelt Fausts späteres Streben nach Besitz und wirtschaftlicher Macht wider. Der Dichter verkörpert Fausts idealistische, geistige Seite. Er strebt nach tiefsinnigen «Leidenschaften» (V. 150) und lehnt die Forderungen des Direktors nach oberflächlichem Genuss ab. Die Lustige Person steht für die emotionalen, irdischen Triebe. Ihre Äußerungen über «Liebesabenteuer» (V. 160) und «Schmerz» (V. 164) deuten auf die spätere Gretchentragödie hin. Der Name «Lustige Person» kann dabei als «Lust erweckende Person» verstanden werden, was die zentrale Rolle der Lust in Fausts Leben unterstreicht. Die Szene verdeutlicht den grundlegenden Konflikt zwischen Idealismus und kommerziellem Pragmatismus, ein Spannungsfeld, das Fausts Handlungen durchgängig prägt.
3.1.3 «Herrschaft, Knechtschaft und höchste Lust» - Prolog im Himmel
Der «Prolog im Himmel» bildet einen wichtigen Kontrast zum weltlichen «Vorspiel auf dem Theater», indem er die Handlung in einen göttlichen Rahmen stellt. Hier wird Faust vom Herrn als sein «Knecht» (V. 299) bezeichnet, was eine alttestamentarische Anspielung auf den von Gott Auserwählten ist. Der Herr sieht in Fausts verworrenem Streben eine notwendige Entwicklung, da «Es irrt der Mensch, solang’ er strebt.» (V. 317). Der Herr erlaubt Mephisto, Faust zu verführen, um ihn vor der «unbedingten Ruh» (V. 341) zu bewahren, die seine Tätigkeit erschlaffen ließe.
Mephisto schlägt eine Wette um Fausts Seele vor, ist aber darauf aus, Faust zu oberflächlichen, tierischen Lüsten zu verführen. Er verspricht Faust «von der Erde jede höchste Lust» (V. 305), wobei er damit rein materielle und sexuelle Genüsse meint. Er hofft, Faust so weit zu bringen, dass er «Staub [...] fressen, und mit Lust» (V. 334) wird. Am Ende von «Faust II» wird deutlich, dass Mephisto Fausts Verständnis von Lust unterschätzt, da es im Himmel eine viel höhere Form der «schäumenden Gotteslust» (V. 11857) und «heiligen Liebeslust» (V. 12003) gibt. Das Motiv des Knechts, den der Herr besitzen darf, wird in dieser Szene als ein Verhältnis der schöpferischen Führung dargestellt, im Gegensatz zu Mephistos zynischem Ziel, den Menschen in die Verdammnis zu führen.
3.2 «Derbe Liebeslust» und Geistsehnsucht - Fausts Lebenskrise
In der Szene «Nacht» beklagt Faust sein Scheitern bei der Aneignung von Wissensbesitz und sehnt sich nach tieferen Erfahrungen als den bloßen akademischen Erkenntnissen. Er reflektiert seine innere Zerrissenheit, die sich in dem berühmten Zitat «Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust» (V. 1112) ausdrückt. Die eine Seele strebt nach der «derbe[n] Liebeslust» (V. 1114) und verhaftet sich an die irdische Welt, während die andere Seele nach den höheren, geistigen «Gefilden hoher Ahnen» strebt. Dieses innere Ungleichgewicht ist der Nährboden für das Wirken des Bösen. Fausts anfängliche Lebensmüdigkeit wird durch das Glockengeläut am Ostermorgen und die Erinnerung an seine Jugend überwunden. Doch die innere Zerrissenheit bleibt bestehen. Fausts Wunsch nach einem Geist, der «zwischen Erd' und Himmel herrschend webt» (V. 1119) führt zur Erscheinung von Mephisto, der diese Dualität für seine eigenen Zwecke nutzen will.
Im «Osterspaziergang» bemerkt Faust auch die «Werdelust» (V. 789) des Volkes, dessen Vergnügungen von triebhafter «derbe[r] Liebeslust» (V. 1114) geprägt sind. Fausts Seele ist in eine Dualität zerrissen: Die derbe Lust ist nicht mehr mit der Sehnsucht nach den geistigen «Gefilden hoher Ahnen» (V. 1117) vereinbar. Er ruft nach einem Geist, der zwischen beiden Welten vermittelt, woraufhin Mephisto in Pudelgestalt erscheint. Die Zerrissenheit seiner Seele ist der Nährboden für die Verführung durch das Böse. Mephistos Ziel ist es, diese Spaltung zu nutzen, um Faust von seinem Streben nach dem Guten und Wahren abzuhalten und ihn in die Irre zu führen.
3.3 «Wie ich beharre, bin ich Knecht» - Die Wette
3.3.1 «Verflucht, was als Besitz uns schmeichelt» - Fausts Auffassung von Besitz
Fausts anfängliche Klage über mangelndes «Gut noch Geld» (V. 374) täuscht. Seine Auffassung von Besitz ist komplex und dynamisch: Er verflucht alles, was ihn in müßigem Stillstand hält, einschließlich materieller Güter und der patriarchalischen Vorstellung, «Weib und Kind, als Knecht und Pflug» (V. 1598) zu besitzen. Fausts Ideal ist kein statischer, anhäufender Besitz, sondern ein prozessualer, der als Mittel zur Realisierung seiner rastlosen Vorhaben dient. Er begehrt «rotes Gold, das ohne Rast, / Quecksilber gleich, dir in der Hand zerrinnt» (V. 1679-80). Dieser dynamische Besitzwunsch ist der Kern seiner Wette mit Mephisto. Mephisto möchte Fausts Seele besitzen, indem er ihn mit oberflächlichen Genüssen zum Stillstand verführt. Fausts Einsatz ist, dass er zum Knecht wird, sobald er sein Streben aufgibt. Dieser Wettstreit verdeutlicht Fausts Haltung, dass Besitz nicht Selbstzweck, sondern ein Mittel zur Entfaltung seiner Existenz ist, was ihn von Mephistos oberflächlicher Gier unterscheidet.
3.3.2 «Schmerz und Genuss» - Fausts Auffassung von Genuss/Lust
Fausts anfängliche Klage über Entbehrung und fehlende «Ahnung jeder Lust» (V. 1558) führt zu einer nihilistischen Stimmung, die Mephisto zu nutzen versucht. Mephisto bietet «Lust und Taten» (V. 1629) an, doch Fausts Auffassung von Genuss ist weit umfassender. Er lehnt die Vorstellung von einfachem, statischem Genuss ab, der zu «müßigem Ergetzen» (V. 1599) führt. Stattdessen sehnt er sich nach einer prozessualen Erfahrung, die die gesamte Bandbreite des menschlichen Daseins umfasst: «Dem Taumel weih' ich mich, dem schmerzlichsten Genufs, / Verliebtem Haß, erquickendem Verdruß.» (V. 1766-67). Faust möchte das Wohl und Weh der ganzen Menschheit in seinem Inneren erfahren und so sein «eigen Selbst zu ihrem Selbst erweitern» (V. 1774).
Mephisto versteht diese Ganzheitlichkeit nicht und versucht, Fausts Ambitionen auf oberflächliche, triebhafte Freuden zu reduzieren. Trotz seiner anfänglichen Resignation ("Ich fühl's, vergebens hab' ich alle Schätze...") lässt sich Faust von Mephistos Versprechen eines «wilden Lebens» (V. 1860) außerhalb seines Studierzimmers mitreißen. Die Szene verdeutlicht, dass Fausts Begierde nach Gretchens «süßem Leib» (V. 3328) nur ein Teil seines allgemeinen, unersättlichen Strebens nach Erfahrung ist. Er ist im Grunde ein Suchender, der sich im Kreislauf von Begierde und Genuss immer wieder aufs Neue treiben lässt.
3.3.3 «Mit solchen Schätzen kann ich dienen» - Mephistos Ziele
Mephistos zentrales Ziel in der Wette mit Faust ist es, ihn vom Streben nach dem Geistigen abzulenken und ihn in flachen, vergänglichen Genüssen zu verlieren. Er ist ein «Schalk» (V. 339), ein Spieler, der Fausts Seele gewinnen will, indem er ihm «ununterbrochenen, scheinbar grenzenlosen Genusses» (Kaiser 1994, S. 65f) verspricht. Im Gegensatz zu Faust, der nach einem dynamischen, ganzheitlichen Erleben strebt, versteht Mephisto nur oberflächliche Freuden. Seine Strategie ist, Fausts Ideale durch Korruption und Trivialität zu untergraben. Mephisto greift auch in Fausts Taten ein, um sie ins Negative zu verkehren, da für ihn alles, «was entsteht, Ist wert, daß es zugrunde geht» (V. 1339f). Fausts bewusste Auseinandersetzung mit Mephisto wird so zur ständigen Herausforderung, die ihn paradoxerweise zum fortdauernden Streben antreibt – was genau die Absicht des Herrn im Prolog war.
3.4 Ein Geist - sechs Hengste - tausend Hände
Nach der Wette bringt Mephisto das Thema Geld und Besitz ins Spiel, indem er behauptet, durch Bezahlung die Kräfte von «sechs Hengste[n]» (V. 1824) verfügbar machen zu können. Dieses Prinzip, die Arbeitskraft anderer mittels Geld zu kontrollieren, wird für Faust im Laufe des Dramas immer wichtiger. Faust selbst meidet es, Geld direkt in die Hand zu nehmen, überlässt diese «Bauernarbeit» (V. 5040) Mephisto und nutzt stattdessen dessen magische Fähigkeiten. Karl Marx interpretierte diese Stelle als eine Charakteristik des kapitalistischen Privateigentums, wo die Eigenschaften des Geldes zu den Eigenschaften des Besitzers werden.
Fausts Haltung verdeutlicht, dass er Besitz nicht als Selbstzweck betrachtet, sondern als ein Mittel, um seine Vorhaben zu realisieren. Am Ende von «Faust II» wird dieses Prinzip auf die Spitze getrieben, als der gealterte Faust die Arbeitskraft von «tausend Hände[n]» (V. 11510) befiehlt, um sein Lebenswerk zu vollenden. Er vertraut dabei nicht allein auf die Bezahlung, sondern auch auf die «Strenge» (V. 11553) Mephistos, was die korrumpierende Wirkung seiner Methoden zeigt. Mephisto präsentiert diese Kontrolle über die Arbeitskraft anderer als eine Form des «Genusses» (V. 1822), der Faust dazu verleitet, ohne Reflexion zu handeln.
3.5 «Lustige Gesellschaft» - Auerbachs Keller
Um Faust nach der Wette zu verführen, führt ihn Mephisto in Auerbachs Keller. Mephisto hofft, ihn mit Saufgelage und trivialer Geselligkeit abzulenken und ihn in «Niederungen nackter Bestialität» (Borchmeyer 2004, S. 13) zu ziehen. Faust findet das Treiben jedoch langweilig und widersteht dieser oberflächlichen «Lust», da er tiefere Erfahrungen sucht. Der erste Verführungsversuch scheitert damit. Fausts Verhalten zeigt, dass er nicht an einfachen Vergnügungen interessiert ist, sondern an einer umfassenden, wenngleich oft chaotischen, Existenz.
3.6 «Wär ich bei Geld, so wär ich bei Sinnen» - Hexenküche
In der Hexenküche sucht Faust Verjüngung. Mephisto schlägt ihm zunächst vor, sich durch harte körperliche Arbeit wie ein Bauer zu verjüngen, doch Faust lehnt dies ab, da ihm ein so «enges Leben» (V. 2364) nicht zusagt. Im Zauberspiegel der Hexe erblickt Faust das Bild einer Frau, den «Inbegriff von allen Himmeln» (V. 2439), nach dem er fortan strebt. Mephisto deutet dieses Ideal jedoch zynisch als ein bloßes «Schätzchen» (V. 2445). Der Trank, den Faust erhält, ist ein «Trinkgold» (Binswanger 2009, S. 17), das nicht nur verjüngt, sondern auch als Aphrodisiakum wirkt. Diese Szene stellt den ersten direkten Zusammenhang zwischen materiellem Besitz (dem «Gold» im Trank) und der Gier nach erotischer Lust her, die in Faust entfesselt wird. Er wird fortan nach dem Schönen, aber auch nach triebhafter Sexualität suchen, was den Beginn seines Sündenfalls markiert.
3.7 «Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles» - Gretchen
Nach der Begegnung mit Gretchen auf der Straße und seiner plötzlichen Verliebtheit drängt Faust Mephisto, das Mädchen zu erobern. Gretchen, eine zunächst sittsame und fromme Person, singt das Lied vom König in Thule, das von ewiger Treue handelt, was ironisch im Kontrast zu Fausts tatsächlicher Absicht steht. In der Ballade wird der goldene Becher, ein Symbol für die ewige Treue, von Goethe in den Kontext der Liebe gestellt. Er ist für den König von Thule so kostbar, dass er ihn nicht seinem Erben überlässt, sondern vor seinem Tod dem Meer anvertraut. Die Ballade deutet so eine höhere, geistige Form der Liebe an.
Mephisto hingegen bringt den Schmuck ins Spiel, den Faust Gretchen schenkt. Als Gretchen den Schmuck findet, wandelt sich ihre Stimmung: Aus Eitelkeit und Unzufriedenheit über ihre bescheidene Situation entwickelt sie eine materialistische Gier: «Nach Golde drängt, / Am Golde hängt / Doch alles» (V. 2802-04). Das Geschenk wird für Gretchen zum «erotischen Symbol, Zeichen des abwesenden Geliebten» (Borchmeyer 2002, S. 50), und sie beginnt, sich vom Schmuck zu erregen. Der Schmuck, von Mephisto beschafft, verknüpft Gier nach materiellem Besitz und sexuelle Lust miteinander und leitet Gretchens moralischen Fall ein. Die Szene verdeutlicht den Gegensatz zwischen dem heiligen, treuen Gold des Königs von Thule und dem korrumpierenden, gierigen Gold, das Faust und Mephisto als Mittel zur Verführung einsetzen.
3.8 «Begier zu ihrem süßen Leib» - Faust und seine Buhle
In der Szene «Wald und Höhle» reflektiert Faust in einem Monolog über die Antagonie seiner inneren Triebe. Er empfindet eine «strenge Lust» (V. 3239) in der meditativen Naturbetrachtung, spürt aber gleichzeitig das «wilde Feuer» der Begierde nach Gretchen, das Mephisto in ihm «anfacht» (V. 3247). Faust ist sich bewusst, dass Mephisto seine Taten korrumpiert, was sich in dem Vers «So tauml' ich von Begierde zu Genuß, / Und im Genuß verschmacht ich nach Begierde» (V. 3249f) ausdrückt. Diese Zeilen verdeutlichen Fausts rastloses Streben, das ihn in einem ewigen Kreislauf zwischen Verlangen und Erfüllung gefangen hält.
Mephisto verstärkt Fausts Leidenschaft, indem er eine falsche Geschichte über Marthes verstorbenen Mann erfindet und Faust dazu bringt, einen Meineid zu leisten, um Marthe und Gretchen zu treffen. Faust, von seiner Lust geblendet, willigt widerwillig ein. In einer späteren Szene, als Faust und Mephisto auf Gretchens Bruder Valentin treffen, kommt es zum Duell. Faust tötet Valentin und muss fliehen. Fausts Leidenschaft, die ursprünglich von dem «himmlisch[en] Bild» (V. 2439) ausging, verkommt zu triebhafter Gier, was zu tragischen Konsequenzen führt. Der Begriff «Buhle», den Faust für Gretchen verwendet, zeigt die Wandlung ihrer Beziehung von einer reinen Liebe zu einer Affäre.
3.9 Gier nach Gold und Sexualität - Die Walpurgisnacht
Mephisto führt Faust in der Walpurgisnacht auf den Brocken, um ihn mit zwei Versuchungen zu locken, die das Doppelmotiv von Besitz und Genuss widerspiegeln. Zuerst zeigt er ihm Goldadern im Berg, die den Gott des irdischen Gewinns, «Mammon» (V. 3915), symbolisieren. Faust, fasziniert von diesem Naturschauspiel, zeigt jedoch kein Verlangen, das Gold zu besitzen. Er ist immun gegen die reine Gier nach materiellem Reichtum. Die zweite Versuchung ist die sexuelle Lust. Im Hexentanz verführt Mephisto Faust zu einer Orgie mit Hexen.
In einem unveröffentlichten Manuskript zur Walpurgisnacht, das als «Satansmesse» bekannt ist, wird die Verherrlichung von Besitz und Lust als höchste Werte noch drastischer dargestellt. Mephisto predigt den Anwesenden, die er als «Böcke» und «Ziegen» bezeichnet, die Gier nach «glänzendem Gold» und «weiblichem Schoos». Diese Szene, die den Höhepunkt der Versuchung darstellt, wird als Parodie auf kirchliche Zeremonien und als eine wüste Parodie auf den «Sündenfall» (Lubkoll 1986, S. 173) interpretiert.
Faust widersteht schließlich der Versuchung durch eine geisterhafte Erscheinung Gretchens, die ihn an seine Schuld erinnert. Sein Gewissen erwacht, was ihn dazu bringt, die Orgie zu verlassen und Gretchen retten zu wollen.
3.10 Gretchens «Jammerknechtschaft»
Fausts anfängliche Haltung gegenüber Gretchen, die er als «Wassersturz» (V. 3350) verlässt, führt zu Gretchens tragischem Schicksal. Mit Mephistos Hilfe gibt sie ihrer Mutter ein Schlafmittel, das diese tötet, und sie wird schwanger. Als ihr Bruder Valentin im Duell mit Faust stirbt, muss dieser fliehen. Von der Gesellschaft verstoßen und von Schuldgefühlen geplagt, ertränkt Gretchen ihr neugeborenes Kind und wird in den Kerker geworfen.
Faust, der durch eine Vision von ihrer Hinrichtung in der Walpurgisnacht erschüttert wird, versucht, Gretchen aus dem Kerker zu befreien. Er drückt seine Liebe aus und will ihre «Jammerknechtschaft» (V. 4452) beenden. Gretchen, die in ihrer geistigen Umnachtung zunächst den Henker in ihm sieht, erkennt ihn schließlich und lehnt seine Fluchtpläne ab. Ihre Religiosität kehrt zurück und sie übergibt sich dem «Gericht Gottes» (V. 4605). Mit den Worten «Ist gerettet!» (V. 4611) endet ihr irdischer Leidensweg. Während Gretchens Bußweg im Himmel fortgesetzt wird, entkommt Faust der Schuld und beginnt in «Faust II» ein neues, tätiges Leben. Das Ende von «Faust I» verdeutlicht den Gegensatz zwischen Gretchens «kleiner Welt» (V. 3354) des Kerkers und Fausts Weg in die «große Welt».
4 «Faust II»
4.1 «Mit Lust umgeben» - Fausts Neuanfang
Fausts Neuanfang in der Szene «Anmutige Gegend» markiert einen entscheidenden Bruch mit dem tragischen Ende von «Faust I». Nachdem Gretchen ihn verstoßen hat, erwacht Faust in reiner Natur. Ariel und Elfen haben sein Herz von Schuld und «erlebtem Graus» (V. 4625) gereinigt, was ihm einen Bußweg wie den Gretchens erspart. Mit neuer Lebenslust, die sich aus der unmittelbaren Naturverbundenheit speist, beschließt er, «Zum höchsten Dasein immerfort zu streben» (V. 4685).
Dieser neue Weg unterscheidet sich grundlegend von seinem früheren, rein introspektiven Streben nach Erkenntnis, das ihn zuvor scheitern ließ. Er kann die blendende Sonne nicht direkt ansehen, findet aber im Regenbogen des Wasserfalls eine symbolische, indirekte Wahrheit über das Leben, indem er die Erkenntnis gewinnt: «Am farbigen Abglanz haben wir das Leben.» (V. 4727). Der Wasserfall selbst steht im Gegensatz zum «Wassersturz» (V. 3350) aus «Faust I», der seine rastlose, wütende Begierde symbolisierte. In «Faust II» verkörpert er nun ein produktives, harmonisches Wirken, das in das Zusammenspiel der vier Elemente eingebettet ist und Fausts Streben nach dem Irdischen widerspiegelt. Faust sieht sich selbst im Bild des Wassersturzes als einen produktiven Teil im Ganzen der Natur und des Kosmos, der seine Visionen in die Tat umsetzt, was die thematische Weite von «Faust II» einleitet.
Diese Neuausrichtung spiegelt Goethes eigene Geistesart wider, die die gesamte Natur betrachtet, um daraus Einsichten für das Individuelle zu gewinnen. Fausts Reinigung von seiner Schuld und seine Entscheidung, sich dem tätigen Handeln zuzuwenden, bereiten den Boden für seine Abenteuer am Kaiserhof und sein Streben nach weltlicher Macht und Besitz. Er begreift, dass er seine Existenz nicht länger passiv ertragen muss, sondern aktiv gestalten kann, um das Schicksal der Menschheit in seinem Inneren zu erfahren.
4.2 «Es fehlt an Geld, so schaff es denn» - Wirtschaftskrise
Der erste Akt von «Faust II» beginnt am Kaiserhof mit einer akuten Wirtschaftskrise, die an das Ancien Régime erinnert. Der hochverschuldete Hof ist von Prunk und Vergnügungssucht geprägt, während die Staatskasse leer ist und die Bürger unter Abgaben leiden. Die Situation spitzt sich zu, da alle traditionellen Mittel zur Problemlösung ausgeschöpft sind. In dieser Notlage nutzt Mephisto, als Narr verkleidet, die Gelegenheit, Faust am Hof einzuführen. Er schlägt vor, die im Boden vergrabenen «Schätze» (V. 4992) des Reiches zu heben, um die Staatskasse zu füllen. Der Kanzler warnt vor den «goldgewirkte[n] Schlingen» (V. 4941) des Satans, aber der Kaiser und sein Gefolge lassen sich von den Versprechungen Mephistos blenden.
Mephisto untermauert seine Täuschung mit alchemistischen und astrologischen Anspielungen. Er verkündet, dass der kommende «hochgelahrte Mann» (V. 4969), also Faust, in der Lage sei, das fehlende Geld zu schaffen. Das Vertrauen in diese Illusion reicht aus, um eine Lösung herbeizuführen, die später in der Einführung des Papiergeldes mündet. Die Szene verdeutlicht Goethes Weitblick hinsichtlich der Probleme, die der moderne Staat und die kapitalistische Wirtschaft mit sich bringen. Der Narr/Mephisto stellt das Goldene Kalb nicht als Lästerung dar, sondern als Mittel zur Rettung und zur Ausschmückung des weltlichen Herrschers. Er verspricht sowohl materiellen Besitz als auch Genuss («Paläste, Gärten, Brüstlein, rote Wangen» V. 4968). Das Ende der Szene deutet mit dem Verweis auf den «Stein der Weisen» (V. 5063) auf die alchemistische Verwandlung von wertlosem Papier in Geld hin, die im nachfolgenden Mummenschanz stattfinden wird.
4.3 «Zeit, die Schätze zu entfesseln» - Mummenschanz
Der Mummenschanz, ein allegorischer Maskenzug, dient der Vorbereitung der Papiergeldschöpfung. Er ist von Illusion und sexuellen Anspielungen geprägt. Die Szene beginnt mit Gärtnerinnen, die künstliche Blumen mit «goldne[n] Glocken» (V. 5148) verkaufen. Hier wird die Verknüpfung von künstlicher Schönheit und dem Goldmotiv hergestellt. Eine Krämerin preist ihre Tochter als Ware an und fordert sie auf, sich den «Narren» (V. 5196) hinzugeben, um Wohlstand zu erlangen. Das «Chaos» (Scholz 1982, S. 125) des Maskenzugs spiegelt die gesellschaftliche Anarchie wider, die durch die Verbindung von Sexualität und Ökonomie entsteht. Mephisto bringt schließlich Fausts Idee des Papiergeldes als Lösung für die Finanznot ein, wobei er die Gier der Menschen ausnutzt. Die Kunst des Maskenzugs soll die Ordnung aufrechterhalten, indem sie die wilden Triebe kanalisiert, doch der drohende Verlust von Fausts Seelenheil bleibt stets im Hintergrund. Die Szene zeigt, wie die neuzeitliche Selbstermächtigung der Menschen in einer Falle der Unterwerfung unter die «Ökonomie der Lüste» (Lubkoll 1986, S. 175) enden kann, mit dem Gold als zentralem Symbol der Zerstörung.
4.4 «Die Zauberblätter!» - Papiergeldeinführung
Nach dem Mummenschanz, bei dem Faust und Mephisto die Illusion eines unermesslichen Schatzes im Boden des Reichs geschaffen haben, bringt Faust dem Kaiser Papiergeld, die «Zauberblätter» (V. 6059), die durch diesen zukünftigen Schatz gedeckt sein sollen. Die Einführung des Papiergeldes löst die Finanzkrise augenblicklich. Der Kaiser ist begeistert von dem vermeintlich unbegrenzten Reichtum, und es bricht eine neue Lust am Handeln und Genießen aus, die jedoch von Gier und Verschwendung begleitet wird. Fausts und Mephistos Handeln verdeutlicht, dass Geld, obwohl es die Wirtschaft belebt, auch als ein universelles, aber wertloses, Tauschmittel die Entwertung von Werten herbeiführt.
Diese Szene lässt sich als alchemistische Transmutation interpretieren: Wertloses Papier wird durch einen Trick und die Illusion von Wert in scheinbar unbegrenztes Geld verwandelt. Faust wird durch diese Aktion zum Finanzexperten des Kaisers, was seine Macht und seinen Einfluss erheblich steigert. Der von Mephisto versprochene Besitz und Genuss wird durch die Geldschöpfung erreichbar, aber es zeigt sich auch, dass diese Macht auf Illusion beruht und die Gier der Menschen entfesselt. Die Szene ist ein kritischer Kommentar Goethes zur modernen Marktwirtschaft und der Schöpfung von Geldkapital, das ohne wirkliche Substanz existiert.
4.5 «Der Schatz, das Schöne» - Gang zu den Müttern
Nachdem das Kaiserreich durch die Einführung des Papiergeldes gerettet ist, verlangt der Kaiser eine neue Form der Unterhaltung: Er möchte Paris und Helena, das Urbild der Schönheit, in einer Geisterbeschwörung sehen. Faust ist fasziniert, denn für ihn ist Helena der wahre «Schatz, das Schöne» (V. 6171). Mephisto ist ratlos, da er als «Geist, der stets verneint» (V. 1338) keine Verbindung zum rein Schönen herstellen kann. Er verweist Faust an die «Mütter», ein Reich der Urformen und Urbilder, das eine gefährliche Reise in die Tiefen des Bewusstseins darstellt. Faust muss einen Dreifuß finden und die Gestalten mit einem magischen Schlüssel heraufbeschwören. Der Gang zu den Müttern symbolisiert Fausts Entwicklung vom Streben nach materiellem Besitz zum Streben nach dem höchsten ästhetischen Genuss und dem Versuch, die ideale Schönheit zu besitzen. Diese Szene verdeutlicht die Kluft zwischen Mephistos Begrenzung auf das Irdische und Fausts unendlichem Verlangen nach dem Göttlichen.
4.6 «Gold, Ehre, Ruhm, gesundes langes Leben» - Homunculus
Faust und Mephisto kehren in Fausts ehemaliges Studierzimmer zurück, wo sie Homunculus antreffen. Dieses künstlich von Wagners Assistenten geschaffene Wesen im Glas repräsentiert einen rein geistigen Willen, der sich in der realen Welt einen Körper schaffen will. Er verkörpert somit die Alchemie in ihrer spirituellen Form. Homunculus erkennt sofort, dass Faust von Helena träumt, und bietet an, ihn in die Klassische Walpurgisnacht zu führen, wo er Helena finden kann.
Homunculus selbst hat große Sehnsüchte, die er mit den Worten «Gold, Ehre, Ruhm, gesundes langes Leben» (V. 6873) zusammenfasst. Er strebt also nach all den Dingen, die Faust bereits auf seinem Lebensweg erfahren hat oder noch erleben will. Doch im Gegensatz zu Faust ist er nicht an einem fortwährenden Prozess interessiert, sondern er sehnt sich danach, geboren zu werden. Am Ende opfert er sich, indem er die Phiole, in der er existiert, an den Wagen Galateas zerschlägt und sich im Meer mit Galateas Elementen verbindet, um zu einem realen Menschen zu werden. Seine Geburt ist ein Akt der Liebe und Selbstopferung. Homunculus repräsentiert damit den Geist des Werdens, der Faust auf seinem Weg zum Besitz und Genuss der Schönheit Helena begleitet.
4.7 «Nur Gold zu Hauf!» - Die Klassische Walpurgisnacht
Die «Klassische Walpurgisnacht» dient als Fortsetzung des antiken Stoffes. Mephisto, Faust und Homunculus tauchen in die griechische Mythologie ein, um Helena zu finden. Mephisto, der sich in der griechischen Welt unbehaglich fühlt, nimmt die Gestalt der Phorkyas an, die das Gegenteil von Schönheit verkörpert, was die Kluft zwischen ihm und Fausts Streben nach dem Schönen symbolisiert.
In der Szene treffen sie auf eine Vielzahl mythologischer Kreaturen. Ein «Nereidenchor» singt von der verführenden Kraft des Goldes, das Menschen auf den Meeresgrund lockt: «Nur Gold zu Hauf! Nur Gold zu Hauf! / Entflammt die Sehnsucht, lockt auf, ab, / Lockt uns vom Boden in das Grab.» (V. 8116-18). Dieses Zitat verdeutlicht die dämonische Verführungskraft des Goldes.
In dieser Szene opfert sich Homunculus, der den Weg zu Helena kennt. Er ist ein rein geistiges Wesen und sehnt sich nach einer physischen Existenz. Er zerschlägt seine Phiole am Wagen der Meeresgöttin Galatea, und sein Geist vermischt sich mit dem Meer, um so einen Körper zu erlangen. Dieser symbolische Akt der Vereinigung von Geist und Materie ist für ihn eine Geburt in das reale Leben, die er durch «Liebe» (V. 8479) erreicht.
Die Szene stellt einen weiteren Gegensatz zwischen Mephistos verneinender, zerstörerischer Natur und Fausts unermüdlichem Streben nach ästhetischem Genuss dar. Am Ende der Szene gelingt es Faust, die Schönheit der antiken Welt in der Gestalt Helenas zu finden und ihren Geist zu beschwören, was eine neue Phase in seinem Streben einläutet.
4.8 «Schönheit in dem Kampf gegen Gold - Helena»
Im dritten Akt von «Faust II» kommt es zur direkten Konfrontation zwischen Helenas idealer Schönheit und der korrumpierenden Macht des Goldes, verkörpert durch Mephisto in der Gestalt der Phorkyas. Helena, vom Kaiserhof zurückgekehrt, fühlt sich von ihrem Mann Menelaus bedroht und wird von Phorkyas manipuliert. Phorkyas, die die Hässlichkeit symbolisiert, repräsentiert Mephistos dämonische Natur, die der Schönheit Helenas diametral entgegensteht.
Mephisto versucht, Helena mit der «Macht des Goldes» (V. 9955) zu verführen, indem er ihr die Reichtümer von Fausts Burg im Norden anpreist. Er deutet an, dass Faust nicht nur Besitz und Macht, sondern auch Schutz vor Menelaus bieten kann. Für Mephisto ist Gold ein Mittel, um alles zu kaufen, auch die Liebe und die Schönheit. Helena wird in Fausts Burgpalast gelockt, der eine Mischung aus Antike und Mittelalter darstellt. Dieser Palast steht symbolisch für Fausts Versuch, die klassische Schönheit der Antike in die moderne Zeit zu holen und sie zu besitzen.
Helenas Ankunft im Norden ist eine symbolische Reise durch Raum und Zeit. Sie wird in Fausts Burg mit einem feierlichen Akt der Eheschließung empfangen. Obwohl die Verbindung zwischen Faust und Helena anfänglich von Fausts Sehnsucht nach ästhetischem Genuss getrieben ist, entwickelt sich daraus eine höhere Form der Liebe, die über die rein physische Lust hinausgeht. Diese Beziehung ist jedoch fragil und wird durch die äußeren, zerstörerischen Kräfte von Menelaus und den Dämonen Mephistos bedroht. Der Konflikt zwischen der reinen Schönheit Helenas und den korrumpierenden Einflüssen des Goldes und der Gier ist der zentrale Motor dieser Handlung, die Fausts Streben nach dem Schönen an sich vorantreibt.
4.9 Der Burgherr Faust und sein «Schatz»
Fausts Rolle als Burgherr ist nicht nur militärisch, sondern auch zivilisatorisch geprägt. Er ist in der Lage, sich in eine höhere Sphäre zu erheben und mit dem Geist Helenas, die er als seinen «Schatz» (V. 9410) bezeichnet, zu kommunizieren. Fausts Liebe zu Helena ist eine Synthese aus der Antike, die Schönheit verkörpert, und dem Mittelalter, das für den tätigen, rastlosen Geist steht. Er empfängt Helena in seinem Palast und verbindet sich in einer feierlichen Eheschließung mit ihr. Diese Verbindung ist keine rein triebhafte Lust, sondern eine vergeistigte Form des Genusses.
Fausts Streben nach Besitz und Genuss erfährt hier eine höhere, idealisierte Form. Helena ist nicht nur ein Gegenstand der Begierde, sondern das Urbild der Schönheit, das Faust in seinem Inneren besitzt. Aus dieser Vereinigung von Faust und Helena entsteht ihr Sohn Euphorion, der das poetische Genie symbolisiert, das die Klassik (Helena) und die Romantik (Faust) in sich vereint. Euphorion ist ungestüm, dynamisch und strebt nach Unendlichkeit. Er verkörpert die neue, moderne Kunst, die nicht an irdische Grenzen gebunden ist.
Euphorions tragisches Ende, als er abstürzt und Helenas Schleier und Gewand zurücklässt, verdeutlicht die Flüchtigkeit dieser idealen Vereinigung. Helena kehrt daraufhin in die Unterwelt zurück, aber ihr Schleier und ihr Gewand, Symbole der Schönheit, bleiben Faust als Besitz erhalten. Sie forderte ihn auf, ihr zu folgen, aber Faust entscheidet sich dafür, in der irdischen Welt tätig zu sein. Der Verlust Helenas ist für Faust nicht endgültig, da er ihre Schönheit und ihren Geist nun in sich selbst verinnerlicht hat und fortan durch sie inspiriert wird.
4.10 Das goldene Zeitalter - Idylle versus Tatendurst
Faust und Helena, nach der Geburt ihres Sohnes Euphorion, befinden sich in einem «goldenen Zeitalter» (V. 9625). Sie leben in einer idyllischen, bukolischen Landschaft. Die Natur ist üppig und die Menschen leben friedlich und im Überfluss. Diese Idylle wird jedoch durch Fausts inneren Tatendurst bedroht. Er ist nicht bereit, in diesem paradiesischen Zustand zu verweilen und möchte seine Macht und seinen Besitz weiter ausdehnen. Fausts Streben nach dem Unendlichen, das sich schon im ersten Teil des Dramas zeigte, lässt sich auch hier nicht mit dem stillen Genuss einer begrenzten, perfekten Welt vereinbaren.
Euphorion verkörpert Fausts ungestümen Geist und seinen Tatendrang. Er ist das Sinnbild des poetischen Genies, das die Klassik (Helena) und die Romantik (Faust) in sich vereint. Seine «Rastlosigkeit» (V. 9779) und sein Drang, die Grenzen der irdischen Welt zu überschreiten, führen schließlich zu seinem tragischen Absturz, was das Ende des «goldenen Zeitalters» markiert. Helenas Abschiedsworte «Nimm, was von mir verblieb!» (V. 9936) und ihr Verschwinden lassen Faust zwar allein, aber sie hinterlässt ihm ihren Schleier und ihr Gewand, die Symbole der Schönheit, die er fortan als seinen geistigen Besitz trägt.
Diese Szene ist ein zentrales Beispiel für Fausts Ambivalenz gegenüber Genuss und Besitz. Er sehnt sich nach Schönheit und Harmonie, ist aber nicht in der Lage, sich in einem Zustand des reinen Genusses niederzulassen. Sein Tatendrang treibt ihn immer wieder dazu, neue Welten zu erobern und seinen Einfluss auszuweiten. Das «goldene Zeitalter» war für ihn nur eine Übergangsphase auf seinem Weg zu etwas Größerem und Umfassenderem. Fausts Streben nach Herrschaft und Eigentum wird im folgenden Akt in einer neuen, politischen Dimension fortgesetzt.
4.11 «Herrschaft gewinn’ ich, Eigentum!» - Hochgebirg
Nach dem Ende der Helena-Episode und der Rückkehr aus dem «goldenen Zeitalter» (V. 9625) findet sich Faust in einem Hochgebirge wieder. Er ist inspiriert von Helenas Schleier, der ihm geblieben ist und die neue, romantische Kunst symbolisiert. Fausts geistiger Zustand ist von einem unbändigen Tatendrang geprägt. An diesem Ort, der von Mephisto als Ort der Isolation und Einsamkeit dargestellt wird, formuliert Faust sein neues Ziel: «Herrschaft gewinn’ ich, Eigentum!» (V. 10187). Er will nun seine Macht über die physische Welt ausdehnen und ein neues Reich schaffen, das nicht mehr auf Illusionen, sondern auf realem Besitz beruht.
Fausts Vision ist es, das Land am Meer, das er in einer Fata Morgana sieht, zu kultivieren und zu besiedeln. Er träumt davon, die Wogen des Meeres zu beherrschen und den Menschen fruchtbares Land zu schenken. Mephisto unterstützt diese Pläne und sieht darin die Möglichkeit, Faust endgültig zu Fall zu bringen, da er die Gier nach Macht und Besitz als eine besonders gefährliche Form der Verführung betrachtet. Er verspricht Faust, die erforderliche Macht zu beschaffen, indem er den Kaiser in einem Krieg unterstützt.
Die Szene im Hochgebirge verdeutlicht die Entwicklung von Fausts Streben. Nach der Suche nach Erkenntnis («Faust I») und der Suche nach idealer Schönheit («Faust II», dritter Akt) richtet sich sein Tatendurst nun auf die Erringung von weltlicher Macht und materiellem Besitz. Er will nicht nur genießen, sondern auch gestalten. Der Besitz des Landes und die Herrschaft über die Natur sind für ihn der Weg zur Erfüllung, wobei er jedoch den Preis, den er dafür bezahlen muss, noch nicht erkennt.
4.12 «Regieren und zugleich genießen» - Der Kaiser
Im vierten Akt von «Faust II» herrscht erneut Krieg. Der Kaiser, der die Verantwortung für sein Reich lieber scheut, um zu «regieren und zugleich genießen» (V. 10243), gerät in einen Konflikt mit einem Gegenkaiser. Faust und Mephisto bieten ihm an, diesen Krieg zu gewinnen, im Tausch gegen ein Stück des Landes, das Faust in seiner Vision im Hochgebirge gesehen hat. Der Kaiser, der die Macht und den Genuss bevorzugt und das Handeln an andere delegiert, geht auf diesen Faustischen Handel ein.
Mephisto und Faust agieren als Militärstrategen. Sie nutzen Magie und Illusion, um den Krieg für den Kaiser zu gewinnen. Faust wird als brillanter Stratege dargestellt, aber seine Handlungen sind von Mephistos dämonischen Kräften korrumpiert. Dieser Einsatz von Magie im Krieg symbolisiert die moderne Technologie, die dem Menschen eine übermenschliche Macht verleiht, aber auch katastrophale Konsequenzen haben kann.
Der Kaiser, der sich während des Krieges amüsiert, indem er den Kampf aus sicherer Entfernung beobachtet und den Sieg ohne eigenen Einsatz genießt, verkörpert einen Herrschertypus, der die Verantwortung an andere abgibt. Er ist der ideale Partner für Faust, der seine Visionen von Herrschaft und Eigentum umsetzen will, ohne sich selbst die Mühen des Krieges auszusetzen. Das Ergebnis ist ein Sieg, der Faust jedoch einen entscheidenden Anteil an der Macht und dem Besitz im Reich sichert, was ihn seinem ultimativen Ziel näher bringt: die Verwirklichung seiner Visionen auf dem Meeresgrund. Die Szene illustriert, wie Gier nach Macht und Genuss zu verhängnisvollen Bündnissen führen kann.
4.13 Exkurs Goethe und seine finanz-ökonomischen Tätigkeiten
Dieses Exkurs-Kapitel stellt eine Verbindung zwischen Goethes eigenen Erfahrungen als Finanzminister im Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach und der finanz-ökonomischen Thematik in «Faust II» her. Goethes Tätigkeit am Weimarer Hof, die von 1776 bis 1832 andauerte, beinhaltete auch die Sanierung der Staatsfinanzen nach den Befreiungskriegen. Dabei setzte er sich mit der Papiergeldwirtschaft, der Schuldenverwaltung und der Wertschätzung von Gold und Silber auseinander. Goethe war sich der Gefahren des ungedeckten Papiergeldes bewusst und sah, wie es zu Spekulation, Inflation und dem Verlust des Vertrauens in die Währung führen konnte.
Fausts Papiergeldeinführung und seine Rolle am Kaiserhof sind eine literarische Verarbeitung dieser realen Erfahrungen Goethes. Der Mummenschanz, die alchemistischen Anspielungen und die spätere Kriegshilfe spiegeln Goethes Auseinandersetzung mit den wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen seiner Zeit wider. Die Idee, im Boden verborgene Schätze als Deckung für das Papiergeld zu verwenden, ist ein metaphorisches Beispiel für die Spekulation und die Illusion, die dem Finanzsystem zugrunde liegen.
Fausts Streben nach materiellem Besitz und Herrschaft ist somit nicht nur ein dichterisches Motiv, sondern auch ein Spiegelbild von Goethes eigenen Überlegungen über die Rolle von Wirtschaft und Geld in der modernen Welt. Der Exkurs verdeutlicht, dass Goethes «Faust» weit mehr als ein metaphysisches Drama ist – er ist auch ein kritischer Kommentar zur Entstehung des Kapitalismus und der modernen Finanzwelt, den er aus eigener, praktischer Erfahrung schöpfte.
4.14 «Kaiser-, Wunder-, Beuteschatz» - Erneute Krise
Nach dem militärischen Sieg, den Faust und Mephisto dem Kaiser bescherten, herrscht im Reich eine erneute Krise. Die Freude über den «Beuteschatz» (V. 10731), der den Sieg über den Gegenkaiser einbrachte, ist nur von kurzer Dauer. Das von Faust und Mephisto eingeführte Papiergeld, die sogenannten «Zauberblätter» (V. 6059), hat zu massiver Inflation geführt. Die Menschen horten echtes Gold und Silber, während die «Zauberblätter» (V. 6059) ihren Wert verlieren. Mephisto kommentiert dies mit Zynismus, da sein Plan, die Gesellschaft durch illusorischen Reichtum und Gier zu korrumpieren, aufgeht.
Die Szene illustriert die fatalen Folgen einer Wirtschaftsordnung, die auf Spekulation statt auf realem Wert beruht. Die Begriffe «Kaiserschatz» (der rechtliche Staatsbesitz), «Wunderschatz» (die durch Magie geschaffene Illusion) und «Beuteschatz» (die durch Gewalt erlangte Beute) verdeutlichen Goethes kritische Haltung gegenüber verschiedenen Formen des Reichtums.
Der Kaiser, der sich immer noch dem Genuss hingibt, erkennt die erneute Krise erst spät und ist unfähig, die wahren Ursachen zu begreifen. Er überlässt die Lösung Mephisto und Faust, was den Teufel weiter ermächtigt. Diese Situation zeigt, wie die Gier nach schnellem Genuss und unverdientem Besitz eine Gesellschaft in den Abgrund treibt. Das Kapitel vertieft Goethes ökonomische Kritik und bereitet Fausts endgültiges Streben nach einem neuen, realen Besitz vor.
4.15 «Im Reichtum fühlend, was uns fehlt» - Der Herrscher-Besitzer
Das Unterkapitel analysiert Fausts Entwicklung im 5. Akt von «Faust II» hin zum Herrscher-Besitzer. Faust hat das Land am Meer, das er in seiner Vision im Hochgebirge sah, tatsächlich durch militärische Hilfe für den Kaiser in seinen Besitz gebracht. Auf dem neu gewonnenen Land hat er sich einen Palast gebaut und herrscht nun als Souverän über ein großes Gebiet, das er als «Eigentum» (V. 11123) und «Herrschaft» (V. 11124) bezeichnet. Sein Ziel, das Meer zu beherrschen, bleibt aber unerfüllt, denn er hat «im Reichtum fühlend, was uns fehlt» (V. 11126) immer noch das Gefühl, dass ihm der letzte Teil des Genusses an seinem Land fehlt: der Turm von Philemon und Baucis.
Die Szene verdeutlicht die dunkle Seite von Fausts Streben nach Besitz. Er hat seinen Reichtum nicht durch ehrliche Arbeit, sondern durch «Krieg, Handel, Piraterie» (V. 11186) erlangt, was Mephisto ihm ironisch in Erinnerung ruft. Faust selbst ist nicht in der Lage, das Meer zu bändigen, sondern überlässt diese «Bauernarbeit» (V. 5040) Mephisto und seinen Gehilfen. Er ist zum Herrscher-Besitzer geworden, der seine Macht über die Arbeitskraft anderer ausübt. Er ist dabei ein Sklavenhalter, da er Sklaven aus dem Krieg, den er für den Kaiser geführt hat, einsetzt, die er von Mephisto als «Prämien» erhalten hat. Fausts moralische Verkommenheit, die sich schon in «Faust I» bei Gretchen zeigte, erreicht hier ihren Höhepunkt, als er die idyllische Welt von Philemon und Baucis zerstört. Das Streben nach Besitz hat seinen Charakter korrumpiert und ihn zu einem Tyrannen gemacht.
Fausts Erkenntnis, dass er sich «noch nicht am Ende» befindet und es ihm «nicht zu fehlen» (V. 11123) braucht, deutet darauf hin, dass er immer noch der rastlos Tätige ist, der den Augenblick des Genusses nicht festhalten kann, und sich immer wieder zu neuen Handlungen gedrängt fühlt. Der Kampf mit dem Meer ist für ihn eine Metapher für sein ewiges Streben. Das Kapitel zeigt, dass Fausts Genuss am Besitz nicht die innere Leere füllen kann.
4.16 «Krieg, Handel, Piraterie» - Freie Marktwirtschaft?
Das Unterkapitel analysiert Fausts wirtschaftliches Handeln im 5. Akt von «Faust II», das Mephisto als «Krieg, Handel, Piraterie» (V. 11186) zusammenfasst. Der Autor interpretiert diese Phrase als Mephistos zynische Beschreibung der freien Marktwirtschaft, in der Profit über Moral gestellt wird. Fausts Reichtum wurde nicht durch ehrliche Arbeit, sondern durch den Einsatz von Gewalt und Ausbeutung erworben. Der Sieg über den Gegenkaiser (Krieg), die Handelsmarine (Handel) und die Kaperung von feindlichen Schiffen (Piraterie) bilden die drei Säulen, auf denen Fausts wirtschaftliche Macht aufgebaut ist.
Diese Taten sind für Faust ein Mittel, um das Kapital für sein großes Landgewinnungsprojekt am Meer zu beschaffen. Mephisto spielt dabei eine zentrale Rolle, indem er Fausts Unternehmungen logistisch unterstützt und ihm Sklaven und Reichtümer als Kriegsbeute verschafft.
Die Szene stellt Goethes kritische Haltung gegenüber dem Kapitalismus dar. Der «freie Markt», den Mephisto beschreibt, ist nicht von fairem Wettbewerb, sondern von Gier und Rücksichtslosigkeit geprägt. Das Gold, das aus diesen unlauteren Geschäften stammt, ist das Symbol für eine korrumpierte Ökonomie. Faust, der anfangs nach reinem Besitz und Genuss strebte, ist nun bereit, moralisch fragwürdige Handlungen zu begehen, um seine Visionen zu verwirklichen. Das Kapitel zeigt, wie Fausts Streben nach Herrschaft und Eigentum immer mehr von Mephistos dämonischer Logik bestimmt wird.
4.17 «Räume vielen Millionen» - Geographische Deutung
4.17.1 Methode und Fragestellung der geographischen Deutung
Das Unterkapitel 4.17.1 stellt die innovative Methode der geographischen Deutung in der Faust-Forschung vor. Diese Herangehensweise ist neu und basiert auf der These, dass Goethes eigenes geographisches Interesse sich in der detaillierten Beschreibung der Landschaften im fünften Akt von «Faust II» widerspiegelt. Die Methode der «geographischen Deutung» besteht darin, die Landschaften des Dramas wie eine Karte zu lesen und die darin enthaltenen Motive von Besitz und Genuss zu analysieren. Die zentrale Fragestellung lautet, wie sich Fausts Handeln – insbesondere sein Streben nach Herrschaft und Eigentum – in den von ihm geschaffenen geographischen Räumen ausdrückt. Das Kapitel dient als Einleitung für die folgenden Abschnitte, die sich mit dem Großraum, der Natur- und Kulturlandschaft sowie dem geplanten Neuland beschäftigen, um so Fausts Ambivalenz zwischen Zivilisation und Natur aufzuzeigen.
4.17.2 Der Großraum
Fausts Leben im «Großraum» entfaltet sich in symbolisch aufgeladenen Landschaften, die seine Entwicklung prägen. Anders als bei Auerbachs Keller und dem Harz, handelt es sich hierbei um literarisch konstruierte, nicht topographisch real festlegbare Orte. Fausts Leben ist ein ständiger Prozess der Expansion, sowohl geistig als auch geographisch. Sein Streben nach Herrschaft und Eigentum ist der Motor für seine Entwicklung und führt ihn nicht zum Scheitern, sondern zu seiner höchsten Erfüllung, da er in seinem Schaffen einen konkreten, irdischen Ausdruck seines rastlosen Geistes findet.
4.17.3 Die Naturlandschaft
Die Dissertation analysiert die «Naturlandschaft» im fünften Akt von «Faust II» als den Ort, an dem sich Fausts Landgewinnungsprojekt entfaltet. Diese Landschaft, bestehend aus Dünen, Wäldern und Sumpfgebieten, repräsentiert die Naturkräfte, die Faust zu beherrschen sucht. Im Gegensatz zu früheren Deutungen, die hier ein Scheitern Fausts sahen, interpretiert die geographische Deutung diesen Kampf als einen erfolgreichen, wenn auch ambivalenten Prozess. Fausts Bestreben, die Natur nach seinem Willen zu formen und eine Kulturlandschaft zu schaffen, wird als Ausdruck seines unbändigen Tatendrangs und seiner Hybris verstanden.
Fausts Streben nach Herrschaft über die Natur ist ein Kampf gegen die Vergänglichkeit und den Tod. Er missachtet dabei die Idylle von Philemon und Baucis, da diese eine alte, natürliche Ordnung darstellt, die seinem Fortschrittsgedanken im Wege steht. Dieser Konflikt ist kein Scheitern, sondern die notwendige Konfrontation zwischen der menschlichen Zivilisation und der Natur. Faust genießt nicht den Besitz an sich, sondern die Macht und die Kontrolle, die er durch die Gestaltung der Landschaft erlangt. Das Kapitel verdeutlicht, dass Fausts Projekt eine Auseinandersetzung zwischen der menschlichen Zivilisation und den Kräften der Natur ist, die jedoch zu seiner höchsten Erfüllung führt, da sein rastloses Streben nach dem Unendlichen hier einen konkreten, irdischen Ausdruck findet.
4.17.4 Die Kulturlandschaft
Das Unterkapitel analysiert die von Faust geschaffene «Kulturlandschaft» im fünften Akt. Diese Landschaft, die er dem Meer abringt, ist ein künstliches Gebilde, das die menschliche Zivilisation symbolisiert. Fausts Ziel ist es, die ungestüme Kraft der Natur zu beherrschen und sie einer neuen, rationalen Ordnung zu unterwerfen. Die Kulturlandschaft besteht aus Deichen, Kanälen und einem geplanten Hafen, die alle dazu dienen, die Natur zu kontrollieren und produktiv zu machen. Dieser Prozess, der die Errichtung einer künstlichen und technischen Ordnung erfordert, verdeutlicht Fausts Gier nach Besitz und Herrschaft.
Die Kulturlandschaft steht im direkten Gegensatz zur Naturlandschaft der Dünen, Wälder und des Sumpfes, die Faust zuvor manipulierte. Während die Naturlandschaft die ungezähmten, unkontrollierbaren Kräfte der Natur repräsentiert, ist die Kulturlandschaft der Ausdruck von Fausts Willen zur Herrschaft. Er möchte eine Welt schaffen, die frei von den Launen der Natur ist und in der der Mensch die absolute Kontrolle hat.
Der Konflikt mit dem idyllischen Paar Philemon und Baucis, die Faust an der Vollendung seines Projekts hindern, ist ein zentraler Aspekt dieser Kulturlandschaft. Ihre Hütte, die von einem Glöckchenklang begleitet wird, symbolisiert die alte, religiöse und natürliche Ordnung, die Fausts technischer und rationaler Welt widersteht. Der Glockenklang stört Fausts Genuss an seinem neuen Reich und erinnert ihn an eine geistige, höhere Welt, die er mit seiner Macht und seinem Besitz nicht beherrschen kann. Er möchte diesen Klang zum Schweigen bringen, aber scheitert daran, was sein Versagen auf einer spirituellen Ebene andeutet. Die Zerstörung der Idylle von Philemon und Baucis durch Mephisto symbolisiert den Triumph der kapitalistischen, technikdominierten Welt über die alte, religiöse und natürliche Ordnung. Faust genießt nicht den Besitz an sich, sondern die Macht der Kontrolle über die Natur.
4.17.5 Das geplante Neuland im Hinterland
Das Unterkapitel 4.17.5 analysiert die letzte Phase von Fausts Landgewinnungsprojekt, die sich im Hinterland des neu gewonnenen Küstenstreifens abspielt. Fausts letztes großes Ziel ist es, die Sumpfgebiete, die er als «unseligen Schmutz» (V. 11561) bezeichnet, trockenzulegen und in fruchtbares Ackerland zu verwandeln. Er möchte eine neue Zivilisation schaffen, die auf dem «freien Grund mit freiem Volk» (V. 11579) lebt. Diese Vision ist geprägt von einem unbändigen Tatendrang, der sich in den Versen «Räume vielen Millionen / Ein solches Neuland, nicht sicher, doch frei» (V. 11575f) ausdrückt.
Die geographische Deutung zeigt, dass Fausts geplantes Neuland im Hinterland eine symbolische Bedeutung hat. Während das Land am Meer die Kontrolle über die Natur repräsentiert, steht das Hinterland für das utopische, aber unrealistische Ziel, eine perfekte Gesellschaft zu schaffen. Fausts Plan ist eine Mischung aus Zivilisation, Technik und Utopie. Er möchte eine Welt ohne die Zwänge der Natur und der Gesellschaft schaffen, in der der Mensch in vollständiger Freiheit und Selbstbestimmung leben kann. Diese Vision ist jedoch von einem fatalen Widerspruch geprägt: Fausts Streben nach Freiheit erfordert die Sklaverei der Arbeitskräfte, und seine Sehnsucht nach einem «freien Volk» (V. 11579) wird durch Mephistos dämonische Machenschaften untergraben. Faust ist blind für die moralischen Konsequenzen seines Handelns und erkennt nicht, dass seine Vision auf einem Fundament aus Gier, Gewalt und Zerstörung aufgebaut ist.
Die letzten Momente von Fausts Leben spielen sich in dieser Landschaft des geplanten Neulands ab. Er fühlt sich im Angesicht der scheinbaren Vollendung seines Lebenswerks im Glück, was Mephisto zur Behauptung verleitet, Faust hätte die Wette verloren. Doch Fausts Genuss ist nicht statisch, sondern prozessual. Er genießt nicht den vollendeten Besitz, sondern das Gefühl des Schaffens, des unaufhörlichen Wirkens. Die geographische Deutung verdeutlicht, dass Fausts letzte Vision eine unvollendete Utopie ist. Er stirbt in dem Moment, in dem er die Vollendung seines Werks herbeisehnt, aber nicht real erlebt.
4.17.6 Fazit der geographischen Deutung
Die geographische Deutung zeigt, dass Fausts Landgewinnungsprojekt kein Scheitern ist, sondern ein erfolgreiches, wenn auch ambivalentes, Vorhaben. Fausts Ambivalenz zwischen Zivilisation und Natur, Genuss und Besitz sowie zwischen Idealismus und Hybris wird als treibende Kraft seiner Entwicklung gesehen. Fausts Leben ist ein ständiger Prozess der Expansion, sowohl geistig als auch geographisch. Sein Streben nach Herrschaft und Eigentum ist der Motor für seine Entwicklung und führt ihn nicht zum moralischen Verfall, sondern zu seiner höchsten Erfüllung.
Die geographische Deutung verdeutlicht, dass Fausts Genuss nicht in der Vollendung, sondern im rastlosen Prozess des Schaffens und des Veränderns liegt. Der Kampf mit dem Meer symbolisiert seinen ewigen Kampf mit den Kräften der Natur und der Vergänglichkeit. Fausts Tod ist nicht das Ende, sondern der Übergang in eine neue, geistige Dimension, in der er seinen «tätig-frei» (V. 11579) Geist fortsetzen kann. Die geographische Deutung gibt den Motiven von Besitz und Genuss eine neue räumliche und symbolische Tiefe und stellt Goethes «Faust» als ein Drama dar, das die grundlegenden Konflikte der modernen Welt reflektiert, die jedoch nicht zum Scheitern des Protagonisten führen.
4.18 «Freier Grund mit freiem Volk» - Genuss am Schluss
In seinen letzten Tagen manifestiert sich Fausts Streben in der Vision einer utopischen Zivilisation auf dem neu gewonnenen Land am Meer: «Freier Grund mit freiem Volk» (V. 11579). Diese Vision ist geprägt von einem unbändigen Tatendrang und dem Wunsch, das von den Gezeiten bedrohte Land zu sichern. Die Auseinandersetzung mit den allegorischen Figuren von Mangel und Schuld hat Faust erfolgreich bestanden.
Fausts letzte Worte, «Im Vorgefühl von solchem hohen Glück / Genieß ich jetzt den höchsten Augenblick.» (V. 11586-87), werden von Mephisto fälschlicherweise als Sieg über Faust interpretiert. Der Genuss, von dem Faust spricht, ist jedoch nicht statisch, sondern prozessual. Er genießt nicht den vollendeten Besitz, sondern das Gefühl des Schaffens und des unaufhörlichen Wirkens, das in seiner Vision eines neuen, besseren Lebens für die Menschen liegt.
Fausts Erkenntnis, dass wahre Erfüllung im ständigen, schöpferischen Streben liegt, verdeutlicht, dass er nicht gescheitert ist. Er stirbt, während er die Vollendung seines Werks herbeisehnt, nicht, weil er sie erreicht hat. Sein Leben findet seine Vollendung in der geistigen Vision, nicht in einem statischen Besitz.
4.19 «Liebeslust» (K)Ein Epilog
Das Schlusskapitel der Dissertation analysiert Fausts letzte Momente und das Ende des Dramas in den Szenen «Bergschluchten» und «Himmel». Der Tod von Faust wird zunächst von Mephisto als der Augenblick interpretiert, in dem die Wette gewonnen sei: Faust habe seinen Wunsch nach dem Verweilen im Augenblick geäußert. Mephistos Triumph ist jedoch von kurzer Dauer, denn Fausts Seele entweicht ihm, noch bevor er sie ergreifen kann. Fausts Streben, das ihn sein ganzes Leben lang antrieb, findet keine statische Erfüllung, sondern seine Vision einer besseren Zukunft für die Menschheit war der «höchste Augenblick» (V. 11587), den er genoss.
Die Rettung von Fausts Seele ist ein zentraler Aspekt der Schlussszene. Die Engel verkünden, dass Fausts Seele gerettet wird, nicht weil er frei von Sünde war, sondern weil sein ständiges Streben und sein Wille zur Tat letztlich in eine positive Richtung zielten. «Wer immer strebend sich bemüht, / Den können wir erlösen» (V. 11936-37), lautet das zentrale Credo. In diesem Kontext spielt Gretchens Rolle eine entscheidende Rolle. Ihre Seele, als «Una Poenitentium» (Büßerin) im Himmel, wird zur Fürsprecherin für Faust. Sie hat für ihre Sünden gebüßt und ist nun Teil des Göttlichen. Ihre reine und erlöste Liebe dient als Mittlerin, die Fausts Seele von den letzten irdischen Schlacken befreit und sie in den Himmel geleitet. Sie symbolisiert das «Ewig Weibliche» (V. 12110), das Faust, der in seiner Existenz immer nach dem Wahren, Schönen und Guten strebte, zur endgültigen Erlösung führt.
In diesem abschließenden Akt wird die «heilige Liebeslust» (V. 12003) als die höchste Form des Genusses dargestellt, die im Himmel über die «derbe Liebeslust» (V. 1114) von «Faust I» triumphiert. Die Szene ist kein klassischer Epilog, sondern eine Transzendenz, die den gesamten Handlungsbogen des Dramas schließt. Fausts Leben findet seine Vollendung in der geistigen Welt, wo sein Streben nach Liebe, Schönheit und Erkenntnis endlich in seiner reinsten Form erfüllt werden kann. Die letzte Erkenntnis lautet, dass die Rettung durch die Gnade und die Liebe, die das «Ewig Weibliche» verkörpert, möglich ist und die dämonischen Kräfte der Negation überwindet. Die «Liebeslust», die in «Faust I» noch von Gier und Trieben korrumpiert war, wird am Ende des Dramas zur reinigenden und erlösenden Kraft.
5 Die einzelnen Motive im Überblick
Kapitel 5 gibt einen detaillierten Überblick über die einzelnen Motive, die in der Dissertation behandelt werden. Der Besitzkomplex umfasst materielle und immaterielle Werte wie Gold, Geld, Schätze, Reichtum, Grund und Boden sowie Herrschaft über Menschen. Fausts Beziehung zu diesen Motiven ist prozessual und dynamisch; er lehnt statischen Besitz ab, weil er ihn am rastlosen Streben hindern würde. Faust nutzt Reichtum und Macht, um seine Visionen zu verwirklichen, wobei er die moralischen Konsequenzen seiner Handlungen oft ignoriert. Das Gold im Drama symbolisiert sowohl die Verführungskraft des Bösen als auch eine höhere, geistige Qualität, wie im Lied vom «König in Thule» gezeigt wird.
Der Genusskomplex beinhaltet Motive wie Lust, Gier und Leidenschaft. Fausts Streben nach Genuss ist allumfassend und schließt sowohl Freude als auch Schmerz mit ein. Mephisto versucht, Fausts «Genuss» auf triebhafte, oberflächliche Vergnügen zu reduzieren, doch Fausts Sehnsucht nach «derbe[r] Liebeslust» (V. 1114) und «heilige[r] Liebeslust» (V. 12003) zeigt, dass sein Verlangen tiefer geht. Die Gier, als übersteigerte Form der Lust, führt Faust immer wieder zu moralisch fragwürdigen Handlungen, die zu tragischen Konsequenzen führen.
Das Kapitel beleuchtet auch die Bedeutung der Motive im «Urfaust», wo die Themen Besitz und Genuss noch stärker mit der Gretchentragödie verbunden sind. Die Untersuchung der Motive bei den Frauenfiguren Gretchen, Helena und der Mutter Gottes zeigt, wie diese Motive ihre Entwicklung beeinflussen und wie sie in der Lage sind, Faust auf seinem Weg zu unterstützen oder zu behindern. Die Zusammenhänge zwischen Herrscher und Knecht verdeutlichen Fausts Ambivalenz gegenüber Macht und Verantwortung. Er sehnt sich nach Herrschaft über das Land, aber die eigentliche Arbeit überlässt er seinen Knechten und Mephisto. Am Ende des Dramas wird Fausts Streben als der Weg zur Erlösung gesehen, was das Ewig Weibliche verkörpert.
6 Fazit: «Mit Besitz und Genuss, tätig-frei» wirken
Das Fazit der Dissertation fasst die zentralen Erkenntnisse der Untersuchung der Motivkomplexe Besitz und Genuss in Goethes «Faust» zusammen. Die Arbeit verdeutlicht, dass Fausts Leben ein kontinuierlicher Prozess des Strebens nach dem Wahren, dem Schönen und dem Guten ist, der durch die dämonischen Einflüsse von Mephisto korrumpiert und herausgefordert wird. Fausts Streben ist dabei nie auf einen statischen Zustand des Genusses oder Besitzes ausgerichtet, sondern auf den unaufhörlichen Prozess des Schaffens und der Transformation. Sein Ideal ist es, «tätig-frei» (V. 11579) zu wirken, also frei in seinen Handlungen zu sein, aber dennoch die Verantwortung für seine Taten zu übernehmen.
Das Fazit zeigt, dass Fausts Erlösung nicht auf einer Absolution von seinen Sünden beruht, sondern auf seinem unermüdlichen Streben. «Wer immer strebend sich bemüht, / Den können wir erlösen» (V. 11936-37) – diese Verse bilden den Kern des Faust-Dramas und der Dissertation. Gretchens Rolle als Fürsprecherin im Himmel ist dabei entscheidend, da ihre reine und erlöste Liebe als Mittlerin dient. Die «heilige Liebeslust» (V. 12003), die am Ende des Dramas im Himmel erscheint, überwindet die «derbe Liebeslust» (V. 1114) von «Faust I» und symbolisiert die höchste Form des Genusses, die durch das «Ewig Weibliche» (V. 12110) erreichbar ist.
Das Fazit verdeutlicht, dass Goethes «Faust» ein zutiefst modernes Drama ist, das die Ambivalenz des menschlichen Strebens nach Besitz und Genuss in einer Welt der Industrialisierung, des Kapitalismus und der gesellschaftlichen Umbrüche reflektiert. Die Dissertation zeigt, dass Fausts Leben ein Spiegelbild der menschlichen Existenz ist – ein ständiger Kampf zwischen den dämonischen Kräften der Gier und des Stillstands und den göttlichen Kräften der Liebe und des Schaffens.
7 Literaturverzeichnis
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- Borchmeyer, Dieter: Gold und Geld in Goethes Faust und Wagners Ring des Nibelungen. Heidelberg. 2002.
- Borchmeyer, Dieter: Faust - Goethes verkappte Komödie. Goethezeitportal. 2004.
- Goethe, Johann Wolfgang: Maximen und Reflexionen. Frankfurt am Main. 1976.
- Goethe, Johann Wolfgang: Über Kunst und Altertum. Frankfurt am Main. 1999.
- Goethe, Johann Wolfgang: Brief an Carl Ludwig von Knebel. Weimar. 1889.
- Kaiser, Gerhard: Ist der Mensch zu retten? - Vision und Kritik der Moderne in Goethes Faust. Freiburg im Breisgau. 1994.
- Lubkoll, Christine: «... und wär's ein Augenblick.» - Der Sündenfall des Wissens und der Liebeslust in Faustdichtungen. Rheinfelden. 1986.
- Schöne, Albrecht: Götterzeichen Liebeszauber Satanskult - Neue Einblicke in alte Goethetexte. München. 1993.
- Schöne, Albrecht: Goethe Faust - Texte. Frankfurt am Main. 2003.
- Scholz, Rüdiger: Die beschädigte Seele des großen Mannes - Goethes 'Faust' und die bürgerliche Gesellschaft. Rheinfelden. 1982.
- Weidmann, Jens: Begrüßungsrede anlässlich des 18. Kolloquiums des Instituts für bankhistorische Forschung (IBF) Papiergeld - Staatsfinanzierung - Inflation. Traf Goethe ein Kernproblem der Geldpolitik? Frankfurt am Main. 2012.
- Weber, Alfred: Goethes Faust - Noch und wieder? Würzburg. 2005.